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Organisationale und persönliche Aspekte der beruflichen Entwicklung

Die Gesellschaft, in der wir leben, ist einem ständigen Wandel unterworfen. Ein Diplom ist keine Garantie mehr für einen lebenslangen Job und es ist notwendig lebenslang zu lernen, um beschäftigungsfähig bleiben zu können. Veränderungen finden immer rascher statt und alles ist mit allem vernetzt. Jeder sollte daher seine Kompetenzen auf nachhaltige Weise verwalten, sei es bei der Arbeit oder im Leben allgemein. So ist es empfehlenswert, seine Kompetenzen formal validieren zu lassen und auf seine Beschäftigungsfähigkeit zu achten (bezahlte Arbeit).

 

Genauso wichtig ist auch informelle Validierung, Netzwerken und ein Eingehen auf die sich verändernden Marktanforderungen, die die unterschiedlichen Zusammenhänge und die soziopsychologischen Veränderungen eines Menschen im Laufe seines Lebens berücksichtigen. Ein nachhaltiges Selbstmanagement der eigenen Kompetenzen und der beruflichen Laufbahn ist sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus gesellschaftlicher Sicht erforderlich. Der Schwerpunkt liegt oder sollte auf dem individuellen Entwicklungsprozess liegen und die Organisationen sollten diesen stimulieren und optimal für sich nutzen. Erschwerend ist aber in diesem Zusammenhang, dass die formalen Abläufe und Instrumente im Karrieremanagement – z.B. Weiterbildung – nur einen begrenzten Teil des individuellen Lernpotentials und der -kompetenzen ansprechen und nutzen. In der heutigen Wissens- und/oder Netzwerkgesellschaft wird Wissen konstant weiterentwickelt und die Kompetenzen der Einzelnen müssen daher ständig adaptiert werden.

Die Partizipation an der Gesellschaft wird als soziales und kulturelles Phänomen angesehen, bei dem einzelne Aktivitäten zur Gesellschaft als Ganzes beitragen. Der Einzelne managt seine Karriere in vielen Teilbereichen (bezahlte Arbeit, Freiwilligenarbeit, Privatleben, Freizeitaktivitäten, Ausbildung) und entwickelt zahlreiche Kompetenzen. Unbewusst wertschätzen wir diese Kompetenzen, honorieren sie und setzen sie ein, finden es aber oftmals schwierig, sie direkt zu den formalen und institutionalisierten Prinzipien in Arbeit und Ausbildung in Beziehung zu setzen, da sie informellerer Natur sind.

 

Das Wort „Karriere” bezieht sich häufig auf bezahlte Arbeit, auf Anstellung und formelle Unterstützungsmaßnahmen in Form von Aus- und Weiterbildung, Berufsberatung, etc. Die Unesco[1] hat Karriere hingegen 2002 definiert als:

 

„das Zusammenspiel unterschiedlicher Rollen in Arbeit und Privatleben im Laufe eines Lebens, was bezahlte wie auch unbezahlte Arbeit beinhaltet. Die Menschen bestimmen ihren beruflichen Werdegang, indem sie Entscheidungen treffen hinsichtlich ihrer Ausbildung, Arbeit, Familie und anderer Lebensumstände.“

 

Die Europäische Kommission und die OECD haben die Wichtigkeit der Partizipation an der Gesellschaft ebenso betont. Das Projekt Worklife Guidance beschäftigt sich mit Karrieremanagement im Arbeitszusammenhang, sei es bezahlte oder unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Freiwilligenbereich. Diese Definition ist also weiter gefasst.

 

Alle am Work-Life Karrieremanagement Beteiligten (Einzelpersonen, Arbeitgeber, Aus-/Weiterbildungsinstitute, Politik, unterstützende Organisationen) sollten sich der Vorteile von Portfoliomodellen, unabhängiger Bewertung und Orientierung, von formaler und informeller Validierung und der zur Verfügung stehenden Finanzquellen bewusster werden. Der Einzelne sollte sich bei der Planung seiner Work-Life Karriere v.a. über die erwünschten Effekte für sich selbst im jeweiligen Arbeits- und Lebensumfeld klar sein. Maßnahmen zur persönlichen Weiterentwicklung und zum Chancenmanagement

sollten auf den Einzelnen zugeschnitten sein, wobei die Bedürfnisse der Organisationen/der Gesellschaft ebenso berücksichtigt werden sollten, um eine Win-win Situation für alle generieren zu können.

 

Die OECD (2004[2]) verwendet folgende Definition für Karriereberatung: „Karriereberatung bezieht sich auf Dienstleistungen und Aktivitäten, die darauf abzielen, Einzelpersonen jeden Alters und an jedwedem Punkt ihres Lebens zu unterstützen, aus- und weiterbildnerische sowie berufliche Entscheidungen zu treffen und ihre Karrieren zu managen.” Diese Definition ist auf das formale Umfeld von Aus- und Weiterbildung sowie Arbeit beschränkt. Aus der Beschäftigungsperspektive heraus ist dies gerechtfertigt, es bezieht aber den Einzelnen nicht ausreichend mit ein. Sein Leben besteht aus mehr als aus bezahlter Arbeit und formaler Ausbildung. Die Kompetenzentwicklung beginnt bereits vor der Schule und findet auch außerhalb derselben statt. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass bis zu 93% (Borghans[3] ea, 2011) allen Lernens Erwachsener in Form von informellem Lernen stattfindet. Es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen informellen Lernens auf die Arbeit und die Entwicklung derselben größer sind als durch formale Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, da sie „Just-In-Time“ und „Just-Enough“ stattfinden, je nach den Interessen der Einzelperson, ihrer Intelligenz und ihrem Lernstil, etc. Jeder setzt seine Kompetenzen in allen Aspekten seines Lebens ein, private Aktivitäten wie ein Hobby können sogar von größerem Nutzen für den Einzelnen sein als in der Schule oder bei der Arbeit Erlerntes.

 

In seinem Buch „We hebben er weer zin in” beschreibt Hans van der Loo (2011[4]) vier Voraussetzungen, die zu persönlicher Wertschätzung und Ermächtigung des Einzelnen führen. Sie sind auch Voraussetzungen für lebenslanges Lernen:

  1. Sich seiner selbst bewusst sein (durch Selbsteinschätzung und Selbstbewertung, wodurch man auch seinen Wert in Bezug zu anderen Wertsystemen besser einschätzen kann);

  2. Positive Einstellung (Intelligenz, Verbundenheit mit der Umwelt und Eingliederung in die Netzwerkgesellschaft);

  3. Angetrieben von selbstgewählten Ambitionen (im Gegensatz zu strikten Regeln in Ausbildung, Arbeit und Gesellschaft);

  4. Großer Enthusiasmus und Leidenschaft (positive Einstellung seiner eigenen Leidenschaft gegenüber, die volle Verantwortung übernehmen und die eigene Leidenschaft umsetzen).

 

Wenn all diese Voraussetzungen gegeben sind, kann die eigene Karriere optimal geplant und gestaltet werden.

 

Die Berufsberatung sollte sich nach den Bedürfnissen des Einzelnen richten und nicht primär nach den Bedürfnissen des Arbeitgebers und/oder einer Bildungsmaßnahme. Dadurch kommt es zu einem Balanceakt zwischen der Perspektive der Organisation und ihrem Bedarf (top-down) und der Perspektive des Einzelnen (bottom-up). Gelingt er, erhöht sich die Beschäftigungsfähigkeit des Einzelnen durch die Berufsberatung. Weiters wird die nachhaltige Entwicklung der Kompetenzen des Einzelnen und seine Partizipation an der Gesellschaft gestärkt. Auf diese Weise kann die „berufliche Karriere“ mit der „Lebenskarriere“ in Einklang gebracht werden.

Quellen:

[1] Handbook on career counselling, Unesco, Paris, 2002 (http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001257/125740e.pdf).

[2] Career Guidance, a handbook for policy makers, OECD, Paris, 2004 (http://www.oecd.org/dataoecd/53/53/34060761.pdf).

[3] Borghans L, Een leven lang leren in Nederland, ROA, Maasticht, 2011 (http://www.roa.unimaas.nl/pdf_publications/2011/ROA_R_2011_5.pdf).

[4] Loo, H van der, We hebben er weer zin in! (auf Holländisch), van Duuren Media, 2011.

DAS ORGANISATORISCHE SETTING

 

„Five Steps Up“ ist ein praktisches Instrument, das Sie einsetzen können, wann immer Sie einen VPL-Prozess (Validierung vorherigen Lernens) begleiten oder beratend tätig sind. „Five Steps Up“ wurde für Organisationen konzipiert (inkl. Unternehmen / Institute), die sich mit Personalfragen auseinandersetzen: Welche Schritte gilt es zu setzen und wie kann man sicherstellen, dass man nicht wichtige Aspekte des Prozesses außer Acht lässt? Der Bericht zeigt Ihnen, wie Sie den Prozess starten können.

 

„Five Steps Up“. „Five steps up“ analysiert Kompetenzen, Werte und Entwicklungsmöglichkeiten. Unter Kompetenzen versteht man die für bestimmte Berufe benötigten Qualifikationen, aber auch Schlüsselkompetenzen, wie sie von der Europäischen Kommission definiert sind. Dazu gehören auch die Fähigkeit „lernen zu lernen“, soziale und gesellschaftliche Kompetenzen, Initiative und Unternehmergeist sowie kulturelles Bewusstsein und Ausdruck desselben.

 

Der Prozess der Berufsberatung / Validierung früheren Lernens (VPL) wird ausführlich erklärt und beschrieben. Er umfasst fünf Phasen und 10 Schritte. Die Aktionen, die eine Organisation, die Karriereberatung und VPL durchführt, in allen Phasen setzen muss und die damit verbundenen Schritte werden hier näher erläutert. So können dann Weiterbildungsprogramme und Qualifikationsmöglichkeiten auf die individuellen Bedürfnisse und die persönlichen Charakteristika der Klienten zugeschnitten werden.

 

„Five steps up” wird für Organisationen und Klienten angeboten, die Berufsberatung / VPL innerhalb ihres Kontextes anwenden wollen. Zielgruppe sind die Mitarbeiter einer Organisation wie Personalverantwortliche, Manager, Berater, Curriculumsentwickler, Sachverständige und Trainer.

 

THE REVIEW: K. Schuur & R. Duvekot. 2015. Organisational aspects in career development.

DER PROZESS AUS EINER INDIVIDUELLEN PERSPEKTIVE

 

Diverse Entwicklungen (wie Industrialisierung, frei zugängliche Informationen, neue Technologien) in der westlichen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts haben zu vermehrtem Wohlstand geführt. Zusammen mit demokratischen Bewegungen und einer erhöhten Veränderungsgeschwindigkeit hat dies zu einem individualistischeren Ansatz geführt. Die Menschen beanspruchen nun bestimmte Rechte für sich und fühlen sich unabhängiger. Sie entscheiden mehr und mehr selbst über ihr Leben.

 

Dann gibt es auch noch die individuellen Unterschiede, die einen holistischen Ansatz erforderlich machen. Diese individuellen Unterschiede betreffen: die einzelnen Lebensphasen und die sozio-emotionale Entwicklung, Intelligenz, individuelle Kompetenzen, soziale Kontexte, Herausforderungen bei der Arbeit. Worklife Guidance kann dabei helfen, auf die individuellen Unterschiede einzugehen und Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen.

 

Heutzutage muss man mit dem Zuwachs an Unsicherheiten in Leben und Arbeit umgehen können. Die Arbeitnehmer müssen immer flexibler werden, um ihren Job behalten bzw. einen neuen finden zu können. Auch die Arbeitgeber müssen flexibler werden: Viele kleine Unternehmen müssen temporäres Personal aufnehmen, sind aber gleichzeitig auf ein gewisses Maß an Loyalität seitens ihres Personals angewiesen. Für die Arbeitnehmer bedeutet dies, dass sie ihrer Denkweise verändern müssen: weg von Loyalität dem Unternehmen gegenüber aus Gründen der Jobsicherheit, hin zu einer Erhöhung ihrer Beschäftigungsfähigkeit und ihrer Flexibilität. Es ist praktisch unmöglich, ein top-down Karrieremanagement für große Gruppen von Einzelpersonen bereitzustellen. Daher ist es notwendig, dass die Einzelnen die Verantwortung für ihre Karriere selbst übernehmen und sie eigenständig managen. Es wird erwartet, dass Einzelpersonen, mit Ausnahme der Tarifverhandlungen der Gewerkschaften, vermehrt für sich selbst eintreten. Dabei sollten alle Aspekte von Arbeit und Leben berücksichtigt und das Individuum als Ganzes gesehen werden. Was manchmal aus der Sicht der Beschäftigungsfähigkeit unlogisch erscheint, kann aus der Sicht der Einzelperson sehr logisch erscheinen. Eine Person trifft ihre Entscheidungen oftmals basierend auf ihrer sozialen Identität, bestehenden Beziehungen, Verfügbarkeit, Lust/Vergnügen und dem inhärenten Nutzen (Linn, 1998[1]). Das muss dem Karrieremanagement aber nicht immer dienlich sein.

 

Weiters hat man heutzutage keine Garantie mehr für einen Job, nur weil man über bestimmte Zeugnisse verfügt. Der Kontext der Arbeit verändert sich, die Arbeit wird wissensintensiver, Wissen veraltet rasch, Jobbeschreibungen verändern sich und auch die Curricula sind kontinuierlichen Veränderungen unterworfen. Es ist schwierig, aktuelle Zeugnisse mit alten zu vergleichen. Heutzutage reichen Zeugnisses oftmals auch nicht mehr aus. Die Praxis zeigt, dass viele Menschen ihren ersten Job aufgrund ihrer Zeugnisse erhalten haben (und ihrer während ihrer Praxiszeit aufgebauten Beziehungen), aber später immer mehr aufgrund der Netzwerke, in die sie involviert sind. Zudem muss ein Zeugnis oftmals in der Praxis „bewiesen“ oder „bestätigt“ werden, da es bisweilen nicht viel über die Qualität des erworbenen Wissens und der gesammelten Erfahrungen aussagt.

 

 

THE REVIEW: K. Schuur  R. Duvekot. 2015. Personal aspects in career development.

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