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PEER-COUNSELLORS AM ARBEITSPLATZ

Berufsberatung kann auch durch Kollegen (Peers) am Arbeitsplatz erfolgen.

Aufgabe dieser Studienberater ist es, das Bewusstsein ihrer Kollegen bezüglich Erwachsenenbildung zu erhöhen und sie dazu zu animieren, sich beruflich oder anderweitig weiterzubilden, um ihre beruflichen Kompetenzen zu erhöhen. Ein solcher Studienberater wird entweder in der eigenen Organisation oder in Zweigniederlassungen dieser Organisation tätig. Diese Arbeit wird ohne Entgelt ausgeführt.

In Finnland setzten sich mindestens drei unterschiedliche Projekte mit der Weiterbildung von Peer-Counsellors am Arbeitsplatz auseinander.

  • 2002-2004 wurden Studienberater am Arbeitsplatz, deren Aufgabe es war, ihre Kollegen über Optionen in der Erwachsenenbildung zu informieren, im Rahmen des Projektes „Life-Long Learning Animators“ weitergebildet.

  • 2003 wurde ein dreijähriges Noste-Programm durchgeführt, mit dem Ziel, das Ausbildungsniveau von Erwachsenen zu erhöhen. Die Gewerkschaftsorganisation SAK und ihre Mitgliederorganisationen bildeten dabei Kompetenzberater aus, deren Aufgabe es war, das Bewusstsein ihrer Kollegen hinsichtlich verfügbarer Weiterbildungsoptionen zu erhöhen und sie dazu zu ermutigen, sich Gedanken über ihre eigenen Fähigkeiten und ihre Bedürfnisse bezüglich Kompetenzentwicklung zu machen. Die Aufgaben eines Kompetenzberaters fielen zusätzlich zu den anderen Aufgaben im Unternehmen an und wurden nicht extra vergütet. 

  • 2010-2013 wurde im Rahmen des Projektes „OpinVerkko – Työelämän koulutusneuvojat“ Weiterbildung für Studienberater am Arbeitsplatz, die ihre Kollegen hinsichtlich ihrer Kompetenzentwicklung berieten, durchgeführt.

FALLSTUDIE FINNLAND
FALLSTUDIE DÄNEMARK

Interviewer: Berufsberaterin Teea Oja, OAKK Finnland 

Interviewte: Lene Rosfort, Angestellte bei 3F Kastrup, Dänemark

Gespräch geführt bei 3F Kastrup im März 2014.

Teea: Lene, erzählen Sie mir bitte Näheres über 3F Kastrup.

Lene: 3F Kastrup ist eine Gewerkschaft. Unser Büro liegt in der Nähe des Flughafens Kastrup Airport (Kopenhagen). Unsere Mitglieder sind Arbeiter am Flughafen oder Arbeitnehmer im Bereich Abfallmanagement und Renovierung. Die Gewerkschaft hat ca. 4.600 Mitglieder.

Teea: Auf welche Weise sind Sie in die Beratung am Arbeitsplatz involviert?

Lene: Die Gewerkschaft hat 32 aktive Mitglieder ausgewählt und sie als Bildungsbotschafter für 18 Arbeitsplätze ausgebildet. Die Aufgabe, Bildungsbotschafter unter den Gewerkschaftsmitgliedern für jeden Arbeitsplatz zu finden, obliegt seit kurzem den Arbeitnehmervertretern. Sobald eine ausreichende Anzahl an neuen Botschaftern vorhanden ist, organisiert die Gewerkschaft eine dreitägige Weiterbildungsveranstaltung.

Teea: Können Sie mir etwas über die Weiterbildung der Bildungsbotschafter erzählen? 

Lene: Die Weiterbildung erstreckt sich über drei intensive Tage und umfasst folgende Themen:

  • Das dänische Bildungssystem

  • Ausbildungspfade für Jugendliche

  • Berufliche Weiterbildung und Erwachsenenbildung, AMU-Kurse

  • Wie man Mitarbeitern mit Legasthenie helfen kann

  • Lernherausforderungen von Immigranten

  • Wie man Kurse und Studien finanziert und wie man um Finanzierung ansucht

  • Kommunikations-, Interaktions-, Sprach- und Verhandlungskompetenzen. 

Zwei der Botschafter sind auf Legasthenie und andere Lernschwierigkeiten spezialisiert. Die Botschafter haben eigene Mailinglisten, über die die Gewerkschaft monatliche Aussendungen zu anstehenden Veranstaltungen und Kursen macht. Die Botschafter verfügen auch über die Telefonnummern der anderen Berater und treffen sich ein-bis zweimal im Jahr.

Teea: Arbeiten die Botschafter auf freiwilliger Basis?

Lene: Jeder Bildungsbotschafter kann ca. zwei Stunden pro Woche mit der Bereitstellung von Rat und Beratung für Gewerkschaftsmitglieder am Arbeitsplatz verbringen.

Teea: Was genau ist die Aufgabe der Botschafter?

Lene: Eine wichtige Rolle der Botschafter besteht darin, die Mitarbeiter zu informieren und sie zu inspirieren sowie ihnen dabei zu helfen, passende Kurse und Weiterbildungsmaßnahmen zu finden, ihre Karriere voranzutreiben und an Kursen teilzunehmen. Diese Kurse müssen nicht unbedingt in direktem Zusammenhang zu ihren Aufgaben stehen, es können auch Kurse wie Kochen und Gartenarbeit ausgewählt werden. Letztere können den Arbeitnehmern eine dringend benötigte Auszeit von der Arbeit verschaffen und so das Risiko eines Burnouts vermindern.

Ich besuche auch selbst Arbeitsplätze und errichte dort Beratungsecken gemeinsam mit Bildungsbotschaftern. Wir sind Überbringer guter Nachrichten. Die Beratungsdienste werden stark nachgefragt, da viele der Mitglieder von 3F Kastrup nicht gut ausgebildet sind und keinen akademischen Abschluss besitzen. Wir bieten praktische Hilfe an: Wir helfen bei der Suche nach passenden Kursen und informieren über Finanzierungsmöglichkeiten. Unsere Beratung richtet sich stets direkt an die Arbeiter, die danach ihre Manager mit einem auf sie zugeschnittenen Weiterbildungsplan aufsuchen.

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